Montag, 6. April 2015

SHAVASANA ist Champions League

Champions League ist die Königsklasse. Das gleiche ist für mich Shavasana im Yoga.



Während Shavasana liegst du völlig regungslos auf dem Rücken. Die Beine fallen locker aus den Hüftgelenken nach außen. Die Arme liegen neben dem Körper mit den Handflächen zur Decke zeigend. Bequem wird das Ganze, wenn du etwas Raum in die Achselhöhlen gibst, also die Arme ein gutes Stück weit weg vom Körper liegen.

Viele denken jetzt bestimmt, was ist da schon Champions League, regungslos auf dem Rücken zu liegen? Das kann doch jeder? Für mich war das lange Zeit eine Qual. Regungslos auf dem Rücken zu liegen und NICHTS zu tun, nichts zu wollen, nichts zu sollen, nichts zu müssen, sondern sich schonungslos den inneren Empfindungen, Gedanken, Gefühlen und Bildern auszuliefern. Das Hinschauen und Wahrnehmen kann tatsächlich eine Herausforderung werden und dann auch noch so ganz ohne äußere Reize, keine Musik - nur diese unendliche Stille.  Ich bin ein Energiebündel und irgendwie immer mit was beschäftigt gewesen, da kommt dann schnell mal Langeweile und innere Unruhe auf.

Ich kann mich noch gut an meine Yoga Nidra-Ausbildung erinnern, bei der ich mich intensiv mit Shavasana auseinandersetzte. Zuerst war ich entsetzt über diesen Sanskrsit-Begriff:

Sava = Toter
Asana = Haltung
(Quelle: Das Yoga-Wörterbuch, Wilfried Huchzermeyer)

„Totenhaltung, na prima. Als wäre ich nicht noch lange Zeit irgendwann einmal tot.“ Mich erschreckte dieser Begriff anfänglich zutiefst. Knüpft er nicht an eine Urangst an? Wer ist schon gerne tot? Vor allen Dingen: ich bin jung, ich will LEBEN!!!! Dann bin ich auch noch in meiner Anfangsyogazeit in einem Kurs gelandet, in dem die Yogalehrerin verkündete „Yoga sei für sie die Vorbereitung auf den Tod“. Für mich war klar, da will ich nie wieder hin. Ich will alles andere, aber auf gar keinen Fall will ich mich vorbereiten!!!! Hallo, wie abgefahren ist denn die drauf, das hat noch Zeit!!!! Heute weiß ich, was die Yogalehrerin meinte. Ich verzichte dennoch in meinen Kursen auf diesen Hinweis. Für viele Yogahaltungen benutze ich in meinen Kursen den deutschen Begriff, Shavasana ist und bleibt Shavasana (eingeweiht werden nur meine fortgeschrittenen Yogis).

Wenn man in Shavasana besonders nervös wird und die Stille und Ruhe so gar nicht ertragen kann, wird es höchste Eisenbahn für denjenigen oder diejenige, sich in Balance zu bringen. Aktivität und Ruhe wollen ausgeglichen sein. Es gilt im Leben, immer wieder die Polaritäten auszugleichen. Manche empfinden 3 Minuten Shavasana als eine halbe Ewigkeit und im Dauerbeschäftigungsmodus sind ein paar Minuten Ruhe und Stille ja auch eher eine Seltenheit und man muss sich erst wieder dran gewöhnen.

Nach einer ansprengenden Übungspraxis empfinde ich Shavasana als das i-Tüpfelchen. Alles was du auf der Matte über dich in Erfahrung gebracht hast, kann nun wirken. Du kannst LOSLASSEN und intensiv nachspüren und auftauchen lassen was auftauchen möchte. Manchmal genieße ich Shavasana auch nach einem anstrengenden Büroalltag, zunächst beobachte ich die Gedanken, dann lasse ich bei einem Body-Scan die Aufmerksamkeit durch meinen Körper wandern und dann runde ich mit einem Sankalpa ab (Yoga Nidra). Das ist wie Energietanken.

Shavasana lehrte mich die Erfahrung vom Duracellmännchen zum gechillten SEIN.

Alles loslassen ist nichts für Feiglinge, es erfordert Mut und innere Stärke – Festhalten dagegen ist umso einfacher.

Genießt die Zeit
Alles Liebe für EUCH
Bettina