Alle die mich kennen und hier jetzt neugierig
reingeklickt haben mit dem Gedanken „Hey, was wirft die sich denn plötzlich ein?“ kann
ich beruhigen. Ich nehme weder Haschisch noch Marihuana oder sonst irgendwelche
Drogen. „Hashi“ ist eine verniedlichte Ausdrucksform von der Autoimmunerkrankung
„Hashimoto Thyreoiditis“. Unter Hashimoto leiden viele Millionen Menschen.
Manche schlucken ihr L-Thyroxin und gut ist und wiederum anderen geht es
trotzdem schlecht. Ich dachte lange, ich bin eine der wenigen Hashis denen es
schlecht geht. Mittlerweile habe ich in Internetforen Tausende entdeckt, denen
es auch nicht so prikkelnd geht.
Eine Autoimmunerkrankung ist eine
überschießende Reaktion des Immunsystems gegen den eigenen Körper.
Irrtümlicherweise bekämpft mein Immunsystem meine Schilddrüse. Na Prima!!! Ob
das nun genetisch bedingt ist, durch den Epstein-Barr-Virus, hormonell durch die
Geburten oder ob es an meiner Lebensweise liegt? Ich weiß es nicht – ist auch
vollkommen egal.
Was ist nun gut daran, ein „Hashi“ zu
sein? Findet es überhaupt irgendjemand toll, krank zu sein? Natürlich NICHT!!! Aber
man muss sich schließlich mit dem arrangieren, was man so hat.
Außerdem würde ich mal sagen, ich bin
nicht krank, aber ich bin eben anders.
Noch vor 12 Jahren zu Beginn meiner Diagnose
hab ich das natürlich überhaupt nicht so gesehen. Im Gegenteil, ich dachte, so
werde ich das die nächste Zeit nicht überleben. Derweil gab es auch noch den
einen entscheidenden Tag in meinem Leben der alles veränderte. An einem kühlen
Novembertag im Jahr 2003 war ich zu Fuß mit meinen beiden Jungs (damals 4 und
fast 2 Jahre alt) beim Einkaufen in der Stadt unterwegs. Zwei wirklich sehr liebe
aber auch sehr lebhafte und entdeckerfreudige Jungs (das quirlige könnten sie
vielleicht auch von ihrer Mutter haben *grins*). Es war nicht immer ein Spaß
mit Kinderwagen und Kiddy-Board an einer lebhaften Straße entlang in die Stadt
zu gehen. Noch dazu, wenn der eine Junge nach links und der andere nach rechts
springt.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie
ich mich mal wieder abgehetzt auf dem Nachhauseweg von der Stadt war. Ich traf
einen Bekannten und blieb kurz stehen um mit ihm zu sprechen. Als ich zum Sprechen
ansetzte, wurde es mir schlagartig ganz seltsam, so als würde man bei einem
elektrischen Gerät plötzlich den Stecker ziehen. Irgendwie hab ich mich noch
nach Hause geschleppt. Ab diesem Tag war dann aber nichts mehr so wie es einmal
war. Ich war einfach nicht mehr belastbar, hatte ganz eigenartige vielfältige
Symptome. Wenn ich morgens um 7.00 Uhr aufstand, war ich um 9.00 Uhr bereits
fix und fertig, immer ein eigenartiges Kriseln im Hals, verbunden mit unangenehmen
Herzstolperern, Dauerschwindel, Blutdruck mit Berg- und Talfahrt, Supergau war
dann mal Vorhofflimmern usw. …Ich, wo mich immer gern mit Freunden getroffen
hab, vermied plötzlich Menschen. Alles war mir zu anstrengend. Mit Emotionen
konnte ich schon gleich gar nicht mehr umgehen. Ich dachte manchmal echt, ich
bin nicht mehr normal.
Es war eine Odyssee bis die Ärzte mal
herausfanden was mir wirklich fehlte. Klarheit brachte eine Schilddrüsen-OP.
Ich hatte eine sehr große Zyste, autonomes entzündetes Gewebe mit Überfunktion.
Ich könnte hier noch viele weitere Symptome ergänzen, nicht zu vergessen, dass
ich in den 12 Jahren gute 15 Kilo zunahm (hat ja auch was, es auf das arme
kleine Schmetterlingsorgan - die Schilddrüse zu schieben). Schwierig war für mich noch ganz besonders,
akzeptieren zu müssen, dass das sportliche Auspowern so gar nicht mehr ging.
Bzw. es ging schon, nur lag ich anschließend auf dem Sofa und wartete auf den
nächsten Herzschlag. Nach sportlicher Auspowerung stolperte mein Herz erst
recht wacker vor sich dahin.
Heute, 12 Jahre später, geht es mir besser
denn je. O. K., zwischendurch mal ein kleines Formtief, aber das hat ja jeder Mal.
Ärzte haben mir keine geholfen, ich hab mir selbst geholfen!!! Von den Ärzten
kamen so Vorschläge, wie Neuraltherapie. Die Vorstellung mir in den Hals
spritzen zu lassen, fand ich nicht so verlockend. Der Arzt erklärte mir das wie
„Reset-Knopf“ drücken „wenn wir Glück haben, funktioniert ihre Schilddrüse
anschließend wieder“, fast so wie beim Computer wenn er abstürzt.
Erst als ich lernte auf meine innere
Stimme zu vertrauen, habe ich das alles wieder in Griff bekommen. Wir sollten uns
bei allen Krankheiten unserer Eigenverantwortung bewusst sein, denn viele
Erkrankungen sind größtenteils lebensbedingt. Wir haben sehr vieles selbst in
der Hand. Ich habe durch Mentaltraining, Yoga Nidra und Yoga zu meiner alten
Bestform gefunden. Ich kann mich plötzlich auch wieder sportlich auspowern. Herrlich,
ich liebe es.
Stress und unsere Lebensumstände sind
wesentliche Faktoren für die Entstehung von Krankheiten. Vielleicht haderte ich
auch als junge Mama mit dem plötzlich fremdbestimmt sein? Das war sicherlich
Stress für mich. Dazu kam noch die Angst, wo meine Jungs als nächstes wieder runterfallen?
Mit lebhaften Jungs sitzt man nun öfters mal in der Notaufnahme, daran hab ich
mich dann irgendwann mal gewöhnt. Stress und Angst ist dann eine toxische Mischung
für den Körper.
Heute bin ich sogar dankbar dafür, dass
es ist wie es ist „grins“ – interessanter Satz.
Hätte ich kein Hashi, hätte ich mich
sicherlich nicht auf diesen intensiven Yogaweg begeben, der mein Leben in jeder
Hinsicht bereichert. Mittlerweile freue ich mich ganz besonders, anderen in
meinen Yoga-Kursen eine Hilfe zur Selbsthilfe anbieten zu können.
NamasteBettina