Montag, 30. November 2015

SATYA

Mit den Yama’s, der ersten Stufe des achtgliedrigen Yogaweges nach Patanjali, definiert man die Haltung gegenüber anderen bzw. unserer Umgebung. Wie wir uns unserer Umwelt gegenüber verhalten, hängt von unserem sozialen und kulturellen Hintergrund, unserem Charakter, unserer Wertevorstellung, unseren frühkindlichen Glaubenssätzen und unseren religiösen Vorstellungen ab. In unserem Geist ist ein Konstrukt hinterlegt, das uns auf eine gewisse Weise ticken lässt und zwar jeden einzelnen Menschen ganz individuell. Und je nachdem wie wir ticken, agieren wir mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen. 


SATYA ist das zweite der fünf Yama’s und wörtlich mit Wahrheit zu übersetzen. Diesem Yama gerecht zu werden, ist nicht ganz einfach, denn die Wahrheit ist nicht immer ganz unproblematisch. Nehmen wir mal an, eine gute Freundin zeigt dir ihr neues Kleid. Sie ist selbst total verzückt. Du selbst findest, dass das Kleid eher sehr bescheiden aussieht und nun frägt sie dich nach deiner Meinung. Bingo! Dir bleiben zwei Optionen: Die Wahrheit sagen und die Freundin verletzen oder doch zu einer kleinen Notlüge greifen und gegen deine eigene Wahrheit zu handeln? Ist das yogisch?

In unserer äußeren Welt werden wir so oft mit dem Gegenteil von SATYA konfrontiert. Die Werbung gaukelt einem das Blaue vom Himmel vor, im Business geht der ein oder andere Kollege oder auch die Kollegin den Weg der rücksichtslosen Nichtwahrheit nur um selbst weiterzukommen oder denken wir mal an die Politik – würden die Politiker sagen was sie denken, würde sie wahrscheinlich keiner mehr wählen.

Aber nicht nur in der äußeren Welt sondern auch in unserer inneren Welt werden wir mit dem Gegenteil von der Wahrheit konfrontiert. Wie oft gaukeln wir uns selbst was vor, nur weil wir z. B. Angst vor Veränderung haben. Wir finden unser inneres Dilemma selbst toll, nur um nichts ändern zu müssen. Wir lügen uns selbst an. Aus Bequemlichkeit! Aus Angst! Manchmal müssen wir auch erst lernen, die Wahrheit auszusprechen, die sich in unserem Inneren versteckt hält. Zuerst musst du dieses innere Juwel selbst erkennen und dann musst du dich trauen, es der Welt zu präsentieren. Nicht einfach – aber wahrhaftig.

Wie kann ich nun dieses Yama üben?

Ich übe mich im Nicht-Werten und im Nicht-Vergleichen. Gar nicht so einfach, wenn ich z. B. als alleinige eine andere Meinung habe wie ein ganzes Rudel das einem Alphamännchen folgt. Es benötigt eine ordentliche Portion Mut, nicht mit der Herde mit zu trampeln sondern seinem Herzen zu folgen, auch wenn diesen Weg noch keiner geht.

Wähle eine bedachte achtsame Ausdrucksform. In deinen Gedanken richte deinen Fokus auf das Gute. Übe dich darin negative Gedanken in gute zu transformieren.

Viel Erfolg und Spaß mit der Wahrheit und nichts als der Wahrheit.

Namaste, Ihr Lieben
Bettina


Quellennachweis:
Desikachar, T. K. V., (2014) Über Freiheit und Meditation