Manche Menschen mögen denken, Yoga kommt so einer Art Blümchensex gleich. Sanft
und behutsam, sehr zurückhaltend und nicht unbedingt den Höhepunkt erreichend. Doch
Yoga ist auf dem Pfad der Erleuchtung alles andere als sanft und behutsam.
Zweifelsohne ist Yoga ein System, das Körper, Geist und Seele harmonisiert,
das erlaubt, dass du mit dir selbst wieder in Berührung kommst und das deinen Atem erfahrbar macht. Gerade das mit sich SELBST in Berührung kommen erschreckt aber viele. Schonungslos offen, wird man auf der Matte mal mit so ein paar Eigenschaften konfrontiert, die
in der hintersten Gehirnschublade abgelegt waren.
Dann gibt es noch deinen Atem. Ist doch wunderbar, dass er immer ganz SELBSTVERSTÄNDLICH
an deiner Seite ist. Dein Atem unterliegt keiner Kontrolle. Du atmest einfach,
völlig unbewusst und dennoch ist es die größte Ressource, die dir im Leben zur
Verfügung steht. Das wird dir z. B. dann besonders deutlich bewusst, wenn du
dir vorstellst, nur eine halbe Minute unter Wasser zu sein.
Wenn wir uns den 8-Stufen-Plan nach Patanjali anschauen, wird deutlich „ohne
Fleiß kein Preis“:
·
Yama: der Umgang
mit der Welt und mit anderen
·
Niyama: der Umgang mit
sich selbst
Wenn man sich den Plan so anschaut und schrittweise vorgeht, wird deutlich,
dass es darum geht, sich auf die Meditation und Samadhi vorzubereiten. Um
Samadhi zu erreichen, müssen wir erst mal durch den ganzen Schotter in unserem Unbewussten durch.
Wenn nun ein Yogi-Neuling in eine Yoga-Stunde gehen würde, in der
überwiegend meditiert wird, ist das alles andere als entspannend für ihn. Meditiert
wird meistens im Sitzen. Nach ca. ½ Stunde würde sich dessen Wirbelsäule im
Koma befinden. Und wir kennen es alle, wenn der Rücken schmerzt bist du nicht
mehr du Selbst. Außerdem sind da dutzende von Gedanken die deinen Seelenfrieden
torpedieren. Da hat man dann schnell keine Lust mehr zu.
Ich bin ja so die crossmediale Yogi-Freestylerin, die gerne improvisiert,
mixt und neues ausprobiert, aber der 8-Stufen-Pfad macht schon wirklich Sinn.
Da hat sich Patanjali, der in der Zeit vom
2. Jh. vor Christus und dem 4. Jh. nach Christus gelebt haben soll, schon
was Cleveres einfallen lassen.
Stell dir nur mal vor, du wirst sogleich in der ersten Yoga-Stunde
erleuchtet, das ist wirklich nichts für Weicheier, das ist dann schon eher
harter Tobak. Da weist du ja gar nicht wohin mit deinen Emotionen und die Sinne
haben sich nicht zurückgezogen, sondern eher vergaloppiert.
Ich erinnere mich noch gut, an meine ersten Yoga-Stunden. Der Hund, Adho
Mukhasvanasana, kann als zentrierendes ausgleichendes Asana zwischen
anspruchsvollen Haltungen dienen. In meinen ersten Yogastunden hat er mich
regelmäßig fertiggemacht. Aber ich habe Ehrgeiz, wo ich doch eine absichtslos
übende Yogini sein soll. :-) Da muss ein Reiz in meinem Naturell verankert sein, Dinge
zu erreichen, die ich mir zunächst nie zugetraut hätte.
Nehmen wir die Krähe – die hat schon ziemlich an meinem Ego getriggert. Ich
wollte das unbedingt können. Nach unzähligen Kontakten meiner Nase mit dem
Boden, hebte dann endlich mal das Vögelchen ab und dieses Feeling fühlte sich
unbeschreiblich gut an.

In einem weiteren Yogakurs den ich ausprobierte, wurde überwiegend im
Sitzen geübt. Hey, da kommst du vom Büro auf die Matte und dann sitzt du
wieder. Du kannst unglaublich viel über dich selbst lernen, wenn da mal wieder
so ein „Was soll der Scheiß. Nächste Woche komme ich nicht mehr“ vor sich hin
köchelt. Aber man wird halt auch nicht von heute auf morgen erleuchtet. Es ist
ein Weg, manchmal steinig, manchmal voller Leichtigkeit. Letztendlich wird hier im Westen ja überwiegend körperlich übend Yoga praktiziert und das ist einfach eine Wohltat für den Körper, sich durch zu bewegen, zu mobilisieren, in seiner Kraft spüren und sich zu dehnen. Aber auch für Geist und Seele ist es eine Wohltat. Du bewegst deinen Körper, kommst in einen Flow und lässt die Seele dabei ausruhen. Also doch ähnlich dem Blümchensex :-) !!!!!
Nach einigen Jahren des Praktizierens von Yoga, bin ich zu der Erkenntnis
gelangt, dass Savasana am Ende der Übungspraxis in meinen Augen die Champions
League im Yoga ist. Alles wird still. Stille muss man ertragen können. Und dann
kannst du lauschen und hören was dir der Meister in dir flüstert. Ja, da gibt
es nicht nur Sonnenseiten, da gibt es auch die Schattenanteile in dir. Nein,
die gefallen uns nicht wirklich und wir werden mit Dingen konfrontiert, die wir
uns lieber nicht genauer ansehen wollen. Wenn du dir schonungslos offen SELBST
begegnest, offen und lösungsorientiert die Gedanken anschaust, die deinen
Seelenfrieden torpedieren, dann bist du ganz schön mutig. Du bist nicht der
Verdrängungstaktiker der abwartet oder alles schön redet, sondern du bist aktiv Gestaltender, der sich die Dinge anschaut, ins Bewusstsein holt und dann
nach und nach auflöst.
Es gibt immer einen Weg….. entscheidend ist, dass es deiner ist
Namaste
Bettina