Hausaufgaben sind irgendwie immer eine Herausforderung
Im Rahmen meiner Yoga-Ausbildung beschäftige ich mich nun schon seit 12 Wochen ganz intensiv mit utthita-parsvakonasana. Puh, 3 Monate, für nur ein Asana!!!!! Wenn ich mich mit allen Asanas so intensiv beschäftige, werde ich noch dutzende Leben benötigen!!!! 23 angehende Yogis durften ihr Hauptasana für die Hausi ziehen, um das sich eine Übungsreihe aus jedem Konzept reihen sollte.
Als
ich utthita-parsvakonasana zog war mein erster Gedanke “ YES, das ist cool, es hätte
auch schlimmer kommen können.“ Nein wirklich, ich
war ganz zufrieden mit dem was ich mir da zog. Womit wir auch bei dem schönes
Zitat wären „Alles kommt im richtigen
Moment zu dir“. Tja, wahrscheinlich ist nun der richtige Moment für genau dieses
Asana?!
Eifrig
machte ich mich daran, eine Übungsreihe, aus jedem Konzept zu erstellen. Utthita Parsvakonasana, mein Hauptasana, war in etwa mittig in der Reihe
anzutreffen.
Natürlich
kamen beim Üben auch Zweifel auf, wie, ist diese Karanaabfolge nun richtig oder
falsch, erfüllt sie die Anforderungen von der Ausbildungsleitung? Aber sie fühlte
sich gut für mich an und ich entdeckte täglich auch neue Details.
Für
die Übersetzung meines Hauptasanas hab ich mir verschiedene Literatur zu Rate gezogen und folgende Übersetzungen entdeckt.
Utthita:
erhoben, ausgedehnt, gestreckt,
ausgeweitet
Parsva: seitlich, seitwärts, seitliche
Ausrichtung, Flanke
Kona: Winkel
Asana: Haltung
Utthita
Parshva Konasana ist „Die gestreckte Flankendehnung“ oder „Intensive seitliche
Winkelstreckung“ oder auch eine „Asymmetrische Standhaltung mit intensiver
Flankendehnung“ und auch das „seitlich erweiterte Dreieck“.
Inspiriert
durch andere Teilnehmerinnen unserer Yogaausbildung gehe ich seit November
morgens um 5 Uhr konsequent auf die Matte. Es hat sich herausgestellt, dass das
auch der ideale Zeitpunkt ist, nur für mich zu üben (keine störenden Kids und Ehemänner *grins* - wobei ich von letzerem eh nur einen habe). Interessanterweise
stößt man um diese Uhrzeit, wenn man konsequent dasselbe übt, auf Widerstände,
die ich interessiert zur Kenntnis nahm. Früh morgens um 5 Uhr strotze ich nämlich
nicht gerade vor Elan und Utthita Parshva Konasana ist ein sehr kraftvolles
Asana. Manchmal mochte ich mich so früh am Morgen auch nicht wirklich auf eine
so intensive Dehnung einlassen, obendrein kommt, dass der Körper für diese
intensive Standhaltung gut erwärmt und vorbereitet sein sollte.
In
verschiedenen Büchern hab ich mich durch dieses Asana gewurstelt. Im großen
Yoga-Buch von Anna Trökes steht, die Füße sollen ca. 1,25 bis 1,40 m
voneinander entfernt stehen. Das hat mich dann schon genauer interessiert. Also
ich hab eine Beinlänge von 70 cm, 1,40 m wäre dann der Spagat.
Selbst 1,25 m bekomme ich nicht hin, aber dafür 1,05 m, was dann dem Richtwert
von 1 ½ Beinlängen entspricht.
Ich
kenne dieses Asana schon lange (20jährige Tätigkeit als Übungsleiterin mit der B-Lizenz lassen grüßen) und ich dachte zunächst auch, was gibt es da wohl
NEUES zu entdecken. Fasziniert musste ich feststellen, dass ich das Asana dann
wohl doch kaum kannte. Es korrekt auszuführen, ist eine ganz schöne
Herausforderung.
Irgendwann
fragte ich mich, welches Chakra bei diesem Asana wohl aktiviert wird. Ich bin
zu der Erkenntnis gekommen, es muss ein erdendes Chakra sein, schließlich stehe
ich ja mit
beiden Beinen fest und äußerst kraftvoll auf der Erde und wenn man dann noch den
Impuls gibt bzw. imaginiert die Beine auseinander zu ziehen und Druck in die
Unterlage gibt, sind da ganz intensive Kräfte am Werk. Bei intensivem Hinspüren,
finde ich, sind gleich mehrere Chakren tangiert. Vorwiegend die unteren zwei,
das Wurzelchakra und das Sakralchakra, aber auch noch das Nabelchakra.
Meist
übte ich Utthita Parsvakonasana mit aufgestütztem Unterarm auf dem Oberschenkel.
Um meine Hand außen am Fuß platzieren zu können, nahm ich stets den Klotz zur
Hilfe. Einmal hab ich mir nach intensivem Üben den Iliopsoas gedehnt, da war
ich wohl zu ehrgeizig. Ich hab mich entschieden, in der Gruppenpräsentation die Variante mit
aufgestütztem Unterarm zu demonstrieren. Die Variante mit Hand am Boden ist die
komplexere und fortschrittlichere Ausführung. Seit gut einem Jahr habe ich
immer wieder Probleme mit meiner Plantarfaszie, bei intensiver Ausführung
dieses Asanas macht sie sich wieder bemerkbar (also aufgepasst bei Entzündungen in der Fußsohle). Die Dehnung der kompletten
Lateralfaszie konnte ich intensiv und gut wahrnehmen und spüren.
Die Mitte verlassen und dennoch zu ihr zurückfinden
In
Tadasana stehe ich fest und stabil und fühle mich ausgeglichen. Spannend fand
ich daher, wenn ich in Tadasana, also meine Mitte zurückkehrte, dieses
ungleiche Gefühl. Verglichen mit dem Leben, kann man getrost und mit Vertrauen
mal seine Mitte verlassen und dennoch wieder zu ihr zurückfinden. Das spendet
Vertrauen.
Ich
probiere gerne Neues aus. Also atmete ich mal fleißig in Utthita Parsvakonasana im Feueratem. Das war durchaus eine interessante Erfahrung. Im
Nachspüren in Tadasana nahm ich einen warmen Strom entlang der Wirbelsäule
wahr. Utthita Parsvakonasana gleicht wunderbar Körperasymmetrien aus. Unter
anderem steht dieses Asana für mich für ein Ausgleichen der Polaritäten: Kraft
und Anstrengung auf der einen Seite und eine tiefe Ruhe auf der anderen Seite.
Versteckte Dreiecke und die Zahl DREI
Interessant
finde ich auch die vielen versteckten Dreiecke und Winkel in diesem Asana.
Hinzu kommt, dass der Zahl DREI in der Symbolik auch eine große Bedeutung
zukommt.
Gott Vater – Sohn - Heiliger Geist,
Anfang – Mitte – Ende,
Körper –
Geist - Seele,
Denken – Handeln – Fühlen,
Kind – Erwachsen – Alter,
Wachsen –
Fruchtbarkeit – Vergehen,
Geburt – Leben – Tod.
Ebenfalls
spannend fand ich, den Becken-Bein-Bogen mit verschiedenen Farben zu visualisieren,
also quasi verschiedene Farben z. B. vom rechten Fuß über das Bein und Becken
zum linken Bein und Fuß zu schicken. Je nach Verfassung wählte ich mal
anregende Farben wie rot oder auch beruhigende Farben wie blau aus. Manchmal
war mir auch nach Regenbogen.
Utthita
Parshva Konasana repräsentiert für mich MUT, STABILITÄT, KRAFT, PRÄSENZ und
KLARHEIT. Eine weitere individuelle Feststellung war, dass ich in der äußeren
Haltung gern perfekt sein möchte, die innere Haltung signalisiert mir aber „ICH
WILL LOSLASSEN“. Noch immer auf der Suche nach Leichtigkeit in diesem Asana sammle
ich täglich neue Erfahrungen auf der Matte.
Namaste
Bettina
Namaste
Bettina